Ein Tag ausserhalb des Schulzimmers – für viele Kinder ein Highlight im Schuljahr. Wenn die Kinder für einen Tag die Unternehmen ihrer Verwandten und Bekannten besuchen, dann ist Zukunftstag. Seit 25 Jahren gibt es den nationalen Zukunftstag, ein interkantonales Projekt, das sich für eine offene und geschlechterneutrale Berufswahl einsetzt. Auch die Rottaler Firmen haben zu diesem Anlass am vergangenen Donnerstag einmal mehr ihre Türen geöffnet und den Kindern spannende Einblicke in die Berufswelt ermöglicht.
Kaum angekommen, stolzierte der 12-jährige Elias schon wie ein Grosser über die Baustelle. Er durfte den Zukunftstag bei der Aregger AG in Buttisholz verbringen und in die Welt eines Maurers eintauchen. Damit er auf die Baustelle nach Sursee kann, musste er früher aufstehen wie sonst. Doch das scheint sich gelohnt zu haben: «Heute Morgen habe ich schon meine erste eigene Mauer gebaut», erzählt der Sechstklässler stolz. «Es ist sehr anstrengend, all die Steine aufeinander zu stapeln, das geht schnell in den Rücken», erzählt Elias. Auch das Steine stapeln scheint ihm die Freude an diesem sonnigen Novembertag nicht zu trüben. Mit strahlenden Augen und spürbarer Begeisterung für seinen Arbeitsort beschreibt er, wie die Aussicht auf dem Kran ist und warum dieser besonders ist. «Mein Traumberuf ist Baggerfahrer», meinte Elias. «Ich möchte selbst mal grosse Maschinen führen – wie mein Papa.» Doch den Kran will er auch in Zukunft lieber anderen überlassen: «Da darf man keine Höhenangst haben», erklärt der 12-jährige Schüler. Am Nachmittag durfte er noch mit seinem Betreuer Dominik eine Wand betonieren. Doch die Schule lässt den Sechstklässler nicht ganz los: «Heute muss ich als Hausaufgabe noch ein Interview machen mit einem Maurer.»
Remo, Katja und Mael, durften in der Makro Art AG Berufsluft schnuppern. Gemeinsam mit Eliana, Lernende im vierten Lehrjahr, stehen sie in der grossen Produktionshalle in Grosswangen und erlebten den Berufsalltag einer Gestalterin Werbetechnik. Als erstes konnten die Schülerinnen und Schüler am Morgen Buchstaben aus einer Folie ausheben. Konzentriert machen sie sich mit einem Japanmesser ausgerüstet an die Arbeit. «Die werden später an ein Auto angebracht», erklärt Eliana den drei Kindern. Später begleiteten Schnupperlinge einen Gestalter beim Laminieren grosser Plakate, damit der Druck besser geschützt ist. Am Nachmittag ging es ans Bekleben von Büchsen für einen Kunden. «Unser Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler einen möglichst abwechslungsreichen Einblick in unseren Alltag bekommen», so die Betreuerin. Den Dreien gefällts – aufmerksam beobachtend stehen sie zur Seite und helfen wo möglich gleich mit.
Auch in Ruswil bei der Siga AG wird fleissig geklebt. Eine Gruppe von 16 Kindern durfte den ganzen Tag verschiedene Abteilungen des Unternehmens entdecken. Nach einem kurzen Kennenlernspiel am Morgen besuchten die Schülerinnen und Schüler die IT-Abteilung, lernten die Bauteile eines Computers kennen und erfuhren, was eine Programmiersprache ist. Später in der Kommunikationsabteilung durften die Kinder eigene Werbefotos schiessen und neue Arbeitsshirts gestalten. «Dort sind viele kreative Ideen entstanden», sagt Kaufmann-Lernender Tino, der den Tag mitorganisiert hat. Nach dem Mittag gings ins Labor – dort produzierten die Kinder ihre eigene Siga-Klebbandrolle, welche sie mit nach Hause nehmen durften. Als Highlight zum Schluss konnten sie das gelernte gleich anwenden und an Modellen selbst Fenster abdichten und einbauen. «Am besten hat mir das Klebband produzieren und aufrollen gefallen», sagt Teo. Der Fünftklässler durfte seinen Frisbee-Trainer begleiten. Seline Arnet, die Verantwortliche für den Zukunftstag bei der Siga AG, betont: «Bei jedem Programmpunkt war ein Lernender oder eine Lernende dabei und hat die Organisation oder die Durchführung übernommen.» Der geringere Altersunterschied käme bei den Kindern gut an, und die Lernenden können selbst Verantwortung übernehmen. Am Ende des Tages blieben müde Beine und strahlende Gesichter übrig. Wer weiss, vielleicht wurde beim einen oder anderen Kind an diesem Donnerstag der Weg für die berufliche Zukunft geebnet.