
«Frag’ den Galliker Franz, wenn du dazu mehr wissen willst». Eine Antwort, die ich dann zu hören bekam, wenn ein Zeitzeuge alles gesagt hatte, was er zu einem bestimmten Vorfall noch wusste. Doch mit diesem Satz waren die Gespräche noch lange nicht beendet. Im Gegenteil. Sie setzten sich fort mit Fragen profanerer Art, wie «Nehmen wir noch eins?», womit eine weitere Runde «Kafi Träsch» oder «Kafi Chriesi», seltener jedoch ein «Kafi Crème» gemeint war. Und meist drehte sich alles bald wieder um Sagenhaftes und Unerklärliches. Das Unerklärliche ist eben etwas, das die Menschen beschäftigt. So war es auch beim Galliker Franz.
Galliker Franz. Es entzieht sich meiner Kenntnis, weshalb es im Luzernischen üblich ist, den Geschlechtsnamen vor den Taufnamen zu setzen. Eigentlich ist das nur in amtlichen Dokumenten so, weil sie durch die alphabetische Einordnung nach dem Geschlechtsnamen leichter wieder aufgefunden werden können. Doch in einer Zeit, in der fast jedes zweite Kind Sepp oder Marie hiess, war das unerlässlich. Daher wurde Franz als «Galliker, Franz, geboren am 9. Februar 1915, Sohn des Franz und der Olivia Galliker-Egli» im Taufregister eingetragen. Die ersten acht Lebensjahre verbrachte er auf dem Hof Kalchtaren in Menznau. Im Frühling 1923 übernahmen seine Eltern den Hof Dünnhirs bei Buholz, ein sich noch immer im Besitz der Familie befindlicher Bauernbetrieb auf der zum Soppensee abfallenden Seite des Galgenbergs. Dort wuchs Franz auf und dort vernahm er wohl auch die Geschichten, die sich rund um Buholz und die dortige Richtstätte drehten.
In unzähligen Sagen und Legenden ist immer wieder von feurigen Lichtern die Rede. Eine derartige Begegnung hatte einst auch ein Bauer, dem regelmässig folgendes widerfahren ist: Wenn er an Winterabenden die Milch in die Käserei führte, sah er in der Landgerichtskapelle (sie steht von Wolhusen kommend rechts, kurz vor Buholz) oft ein kleines Licht brennen. Sein sonst braves und folgsames Pferd stand in solchen Fällen immer bockstill. Darauf musste er nur sagen «Geh jetzt in Gottes Namen». Erst dann trottete es weiter, erinnerte sich Franz Galliker, dem das Unerklärliche vom betreffenden Bauern zugetragen worden war. Ähnliches ist auch von einem Bildstöcklein an der Grenze zwischen den Pfarreien Schwyz und Steinen überliefert. Dort, heisst es, soll vor uralten Zeiten ein Galgen gestanden haben. Nachzulesen ist dies in der 1862 erschienenen Sagensammlung des Hinterländer Pfarrers Alois Lütolf. Ob die Geister der in Buholz und anderswo gewaltsam ums Leben Gekommenen inzwischen ihre Ruhe gefunden haben, entzieht sich unserer Kenntnis.